Der mühsame Weg zurück ins Leben
Artikel von Jenny Werdemann
Fotos: Bernhard Nimtsch
Nach einem Schlaganfall war Karen Smetacek schwerbehindert.
Heute versorgt die vitale 52- Jährige Haus und Garten und steht außerdem anderen
Betroffenen in Ihrer Selbsthilfegruppe mit Rat und Tat zur Seite.
Karen Smetacek lacht gern und viel. Sie strahlt Lebensfreude, Humor und Optimismus in
solch einer Fülle aus, dass man sie wirklich nur beneiden kann. Dabei hat die 52-jährige
Frau aus Bremerhaven in den letzten 19 Jahren mehr durchgemacht, als sich ein gesunder
Mensch vorstellen kann.
"Aber ich hatte die beste Unterstützung, die es gibt: Meinen Mann Victor", sagt
Karen Smetacek, die 1981 nach einem Autounfall - das Ehepaar befand sich auf der Heimreise
von einem Spanienurlaub - plötzlich einen Schlaganfall erlitt.
"Meine rechte Körperhälfte war gelähmt. Was ich aber als viel schockierender
empfand: Ich konnte nicht mehr sprechen. Ich suchte verzweifelt nach Worten, doch in
meinem Kopf war nur Leere", sagt sie.
Der behandelnde Arzt stellte eine niederschmetternde Diagnose.
Die Patientin, so sein Befund, würde nie wieder aufstehen können, auch sei das
Sprachzentrum in ihrem Gehirn völlig zerstört. Sie könne nicht einmal verstehen, was
man sagt, versicherte der Mediziner dem Ehemann.
Der zweifelte die Aussage des Arztes jedoch an.
"Karens Augen sagten mir, dass sie mich sehr wohl verstand", erinnert sich der
54-jährige.
Victor hat Recht. Seine Frau spricht heute nicht nur druckreife Sätze, sie kann auch
wieder lesen und schreiben. Selbst bei der Prognose über die bleibende Lähmung irrte der
Arzt. Karen, die er bis zum Rest ihres Lebens im Rollstuhl sah, geht ohne jede Hilfe,
versorgt das gemütliche Eigenheim und pflegt den schönen, großen Garten.
"Ich mache alles mit links", meint sie doppelsinnig und erklärt: "Am
rechten Arm blieben Lähmungserscheinungen zurück. Ich musste daher völlig auf die linke
Hand umstellen."
Das ist ihr bestens gelungen. Sie schreibt flott mit links, kocht, bügelt und putzt
überwiegend mit dieser Hand.
Karens gesundheitliche Fortschritte kommen nicht von ungefähr, sie sind das Ergebnis
harter Arbeit. Bereits während Ihres Aufenthaltes in einem Rehabilitationszentrum machte
die Patientin die ersten Schritte, formte sie unter größten Anstrengungen Laute und
Worte.
Wieder daheim, spornte ihr Mann sie unermüdlich zu weiteren Bemühungen an.
Stets gab er Ihr neuen Mut, wenn sie zuresignieren drohte, weil jeder Erfolg mühsam
erarbeitet werden mußte.
Dass man nie aufgeben darf, beschreibt Karen auch in Ihrem Buch "Wiederkehr aus der
Unterwelt". Noch sucht sie einen Verleger, doch den wird sie dank ihrer Tatkraft
sicher bald finden. Um andere Menschen in ähnlicher Situation zu helfen, gründete die
agile Frau in ihrer Heimatstadt die Selbsthilfegruppe "In Bewegung". Die
Mitglieder treffen sich zweimal im Monat, machen gemeinsame Gymnastik und haben neben dem
Erfahrungsaustausch jede Menge Spaß.
Der Weg zurück ins Leben war mühsam. "Aber die Anstrengungen haben sich
gelohnt", sagt Karen lächelnd.
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